Lovina und Permuteran
Das Meer an der Nordküste Balis ist still. Pazifisch still. Und noch wärmer als an der Südküste.
Lovina Beach ist berühmt für die Delfine vor seiner Küste. Wobei es ein Dorf Lovina nicht gibt. Entlang des über 10 Kilometer langen Strandes westlich der Hafenstadt Singaraja liegen mehrere Siedlungen und dazwischen unzählige Villen, aufgereiht wie die Perlen an einer Kette. Apropos Perlen: Hier werden sie im grossen Stil gezüchtet, in Gitterkisten, die unweit des Ufers im seichten Wasser schaukeln.
Wir gönnen uns ein wenig Luxus und wohnen in der Familiensuite des Hotel Chonos. Zwei Zimmer, zwei Bäder, einen grossen Balkon und ein Pool. Vom Zentrum Kalibukbuks, wo eine riesige Delfinstatue auf die Hauptattraktion des Ortes aufmerksam macht, spazieren wir auf schwarzem heissem Sand an Fischerbooten vorbei, bis wir Schatten unter einem Baum direkt am Meer finden. Rund 50 Meter weiter draussen liegen Korallengärten, durch die wir schnorcheln. Für Schnorchelanfänger wie wir es sind gibts es unglaublich viel zu sehen. Kleine Fische, grosse Fische, schwarz-weisse Fische, schillernde Fische, ganze Fischschwärme und blaue Seesterne.
Nahe dem Ufer ist das Meer warm wie zu Hause in der Badewanne, weiter draussen wirds nur wenig kühler. Die Hitze hält auch in den Nächten an, ohne Klimaanlage fänden wir wohl keinen Schlaf. Am Morgen gibts im Hotelrestaurant ein wahrhaft königliches Frühstück mit frisch gebackenen Brötchen. Zurück vom Meer liegen wir faul herum, nutzen die erstklassige Internetverbindung, um uns über die in der Schweiz anstehenden Abstimmungen zu informieren, schwimmen dazwischen im Pool. Am Abend essen wir mal europäisch, mal indonesisch und einmal in einem mit vielen Sternen versehenen vegetarischen Restaurant.
Auf den Besuch bei den Delfinen verzichten wir, obwohl uns jeder zweite Balinese dem wir begegnen eine Fahrt anbietet. Einer der Bootsführer erklärt uns, wie die Sache läuft. Jeden Morgen früh um 6 Uhr legen demnach bis zu 60 Boote voll mit Touristen ab – die meisten direkt angereist aus dem Süden Balis – und machen sich auf die Suche. Alle fahren los in die Richtung, wo die Delfine vermutet werden. Sobald sie ein Boot sie gesichtet hat, rasen alle hinterher. Auf eine Hetzjagd aber haben wir keine Lust. Zum Glück haben wir Delfine schon in Griechenland gesehen, auf der Fahrt nach der Insel Samothraki und zurück.
Ihrem besten Kapital, den Korallenriffen, tragen die Loviner nicht viel Sorge. Viele sind zertrampelt oder von Schiffsrümpfen zerstört. Im Meer schwimmt viel Plastik und der liegt auch überall an der Küste. Alle paar hundert Meter steht ein Fischer und fängt ein, was sich für Aquarien eignet. Der Fang wird, in Plastiksäcken verpackt, entlang der Küstenstrasse verkauft. Die meisten der Fische sterben wohl eher früher als später in der Gefangenschaft.
Ein anderes Konzept verfolgen die Balinesen in Permuteran, das wenige Kilometer vom westlichen Ende der Insel entfernt liegt. Initiert von einem Australier hat sich hier die Tourismusbranche schon vor vielen Jahren selber Schranken auferlegt. Abfall wird vermieden, Riffe werden geschützt und gar wieder aufgebaut. Das geschieht mit allerlei Metallkonstruktionen die im Meer versenkt wurden. Mit Strom von einem kleinen Windrad wird das Metall unter Spannung gesetzt, was für ein schnelleres Korallenwachstum sorgt. Die Tauchschulen vor Ort pflegen die Installationen und stellen sicher, dass die Korallen von den Schnorchlern und Tauchern nicht beschädigt werden.
Die Unterwasserwelt in Permuteran ist darum x-fach vielfältiger und farbiger, als diejenige in Lovina. Fasziniert schnorcheln wir darüber hinweg und tauchen dazwischen hinunter. Weil Lilja krank ist, bleiben wir aber am Ufer und verzichten auf einen Ausflug zu den Riffen weiter draussen. Wir geniessen es, für einmal alle Wege zu Fuss zurücklegen zu können, von der einfachen Unterkunft ans Meer, entlang dem Meer und zwischen Fischerhäusern zurück. Oft bestehen die Häuser aus nicht viel mehr als vier Wänden und einem Dach. Die meisten der Fischer sind Muslime, weshalb wir hier wie in der Türkei den Muezzin zum Gebet rufen hören.
Erstmals auf unserer Reise treffen wir eine Schweizer Familie, die mit drei Kindern ebenfalls ein Jahr mit Reisen verbringt. Unterwegs sind sie via Berlin und Bali nach Neuseeland und Costa Rica. Alle zusammen freuen wir uns über die Gespräche in bekannter Sprache am Sandstrand und beim Essen. Viel zu schnell trennen sich unsere Wege wieder, sie bleiben noch einige Zeit in Permuteran, wir fahren quer über die Insel zurück in den Süden, wo wir für einen Monat die Villa Aman Giri hüten.