Heirat in Hawaii
Regelmässig fragen Menschen aus unserem Umfeld, wann wir denn mal heiraten. Unsere Standardantwort lautet dann: Vielleicht eines Tages in Hawaii. So war natürlich klar, dass wir auf dem Weg in die USA auf der berühmten Insel einen Halt einlegen wollten. Locations abchecken und so.
Die Reise war mit dem beinahe verpatzten Visum (Vier Jahreszeiten unter der weissen Wolke) und dem Flug bei Nacht sehr anstrengend. Wie jedesmal empfand ich die Einreise in die USA als mühsam und die Befragung durch die Grenzbeamten als Schikane. Trotzdem: Als Schweizerbürgerin ist man privilegiert und kommt (gemessen an anderen) relativ einfach auf den Kontinent.
Dann, am Morgen früh, tuckern wir mit dem Bus durch Honolulu und bestaunen die Wolkenkratzer in dieser Betonwüste am Meer.
Dabei steigen wir prompt 2 Kilometer zu früh aus und schleppen uns und das Gepäck mit letzter Kraft ins Hotel. Wir bekommen ein Zimmer im obersten, dem elften Stock. So hoch gewohnt haben wir noch nie. Und dabei ist unser Hotel noch eines der 'kleinen'.
Wir wissen nicht recht, was wir von Honolulu halten sollen. Auf den ersten Blick: Sehr viel Beton, alles ein wenig in die Jahre gekommen.
Hawaii hat die höchste Obdachlosenrate der USA und so sieht man überall Menschen, die ihr Hab und Gut im Einkaufswägeli dabeihaben und auf selbstgebastelten Schildern um Essen, Geld, Futter für ihren Hund oder um Drogen betteln. Dank dem milden Klima können sie das ganze Jahr über draussen schlafen, deshalb kaufen sich auch Obdachlose vom Festland ein Billigticket und fliegen ins Paradies.
Auch Rentner sind in der Stadt überdurchschnittlich viele anzutreffen und wir fragen uns, wie wünschenswert ein Leben im Ruhestand hier wäre. Wir sind skeptisch ab dem Fun- und Zufriedenheitsfaktor.
Sehr viele Asiaten sind in grösseren Gruppen unterwegs, denn dank dem chinesischen Neujahr (das Jahr des Hahns hat begonnen) haben sie ein paar freie Tage.
Am Strand erholen wir uns gut vom Reisen. Der Sand ist weich, das Meer lau, mit Wellen, die nicht zu gross sind. Das Licht ist mild und die Sonnenuntergänge sind spektakulär.
Mit Boddy- oder Surfboard kann man in den Wellen viel Zeit verbringen. Sie sind harmlos, kein Vergleich mit Bali.
Trotzdem, war das alles? Zum Glück bestätigen sich unsere Erfahrungen: Nimmt man ein paar Extraschritte in Kauf, so entkommt man den Menschenmassen. Unsere erste Wanderung auf den Diamond Head, einen erloschenen Vulkan, der als Wahrzeichen am südöstlichen Rand Honolulus aufragt, ist zu kurz. Die Aussicht ist spektakulär, aber durch das ständige Ausweichen und Warten darauf, auch einmal dranzukommen beim Herabschauen, können wir die Schönheit der Umgebung nicht ganz so geniessen.
Nächster Versuch: Manoa Falls. Noch viel schlimmer. Eine Menschenschlange drängt sich zu den Wasserfällen, die zwar hübsch sind, aber die ganze Aufregung doch nicht wert.
Zum Glück entdeckten wir das unscheinbare Weglein neben den Manoa Falls. Als einzige nehmen wir diese Abzweigung und schon nach ein paar Minuten wandern wir ganz alleine durch den grünen Dschungel und langsam spüren wir etwas vom ursprünglichen Hawaii.
Mehrere Stunden dauert die Wanderung, wir verirren uns und finden Hilfe bei anderen Wanderern.
Wir steigen auf, bis wir fast die ganze Insel sehen können und kehren am Abend totmüde, aber zufrieden in die Stadt zurück.
Am nächsten Tag machen wir einen Männer- beziehungsweise Frauentag. Die Männer reisen in den Pearl Harbour, Lilja und ich baden, gehen in den Zoo und die Pedicure.
Mit dem öffentlichen Bus reisen wir ins Bishop-Museum. Eigentlich nah, dauert die Reise dahin doch eine gefühlte Ewigkeit, mit allen absolvierten Schleifen und den unzähligen Stopps. Es lohnte sich! Im Planetarium lernten wir, wie die Pazifikinselbewohner sich anhand der Sternen orientierten. Eine leise, gemütliche Stimmung herrscht im Museum, draussen regnet es.
Wir sehen einen Minivulkan explodieren und befühlen die verschiedenen Gesteinssorten. Wir erfahren, wie man an einzelnen Wörter die Entdeckungsgeschichte des Pazifikgebietes nachvollziehen kann. Und vieles mehr.
In einem heruntergekommenen Backpackers mieten wir für einen Tag ein Auto, bei dem wir uns wenigstens keine Sorgen um den Rückgabezustand machen müssen.
Wir fahren in den Westen, wo die grossen Wellen und die richtigen Surfer sind.
Es regnet, aber wir geniessen den Streifzug durchs Städtchen Haleiwa und die Surfer kennen kein schlechtes Wetter:-). Den Wellen und dem menschlichen Spiel damit könnte ich ewig zuschauen.
Wir merken, dass es gut tut, wieder einmal für 10 Tage am gleichen Ort zu bleiben, nicht zu packen und zwischendurch ein paar faule Tage zu haben. Sozusagen Ferien von den Ferien. Aber einmal Honolulu reicht. Zum Heiraten nicht hübsch genug. Macht nichts;-)