Batumi – das Las Vegas Georgiens
Dem Reich des türkischen Sultans entronnen, war Batumi unsere erste Destination in Georgien. Im Juli ist die Stadt voll Russen, Türken, Azerbeidschaner – und Georgier.
Locker und leicht erschien uns das Leben wieder. Statt Kopftücher trugen die Frauen auf den Strassen Batumis Bikini und auch die Männer zeigen Bauch. Zweiteres sah nicht immer vorteilhaft aus, doch um den Gegensatz zur doch sehr prüden Türkei aufzuzeigen taugt das Beispiel allemal.
Batumi liegt am Meer. Die Stadt steht mitten im Wandel vom ehemals sowjetischen Bade- und Kurort zu einer Art Las Vegas am Meer, mit mallorcinischem Einschlag. Bis tief in die tropischen Nächte hinein ist die Promenade gefüllt mit Menschen, die Flanieren und einander beim Flanieren zusehen. Die Restaurants sind voll, das Essen ist toll und getrunken wird alles, was es an Alkohol gibt: Bier, Wein und allerlei Drinks.
Das Wasser war Mitte Juli wie überall am Schwarzen Meer ein wenig zu warm, um für echte Abkühlung zu sorgen, die Lufttemperatur sank nachts nur wenig unter 25 Grad Celsius und die Luftfeuchtigkeit war stets höher als 70 Prozent. Ein subtropisches Klima also, gut geeignet für kurze Hosen und T-Shirts und für Pflanzen aller Art.
Ein russischer Botaniker richtete denn auch bereits vor fast hundert Jahren auf einem Grundstück nördlich der Stadt einen botanischen Garten ein, der heute fast 20 Klimazonen abbildet. Auf einem (schweisstreibenden) Spaziergang lassen sich so der Reihe nach Pflanzen und Bäume aus Japan, Argentinien, Australien, Neuseeland, vom Himalaya, aber auch aus Mexico kennenlernen. Wer allerdings nicht Georgisch, Russisch oder Botanikerlatein spricht, dem sei geraten, fürs Bestimmen der Arten einen Gärtner oder Landschaftsgärtner auf die Reise mitzunehmen.
Unsere grosszügige 3,5-Zimmerwohnung lag rund 500 Meter vom Strand weg in einem knapp 70 Jahre alten Haus, mit hohen Räumen, Küche und zwei Bädern. Wichtig war auch die Waschmaschine, mit deren Hilfe und einer schnell durch die Stube gespannten Leine wir unsere Wäsche endlich wieder mal voll updaten konnten. Wieder einmal hatten wir Glück, fanden, buchten und bezogen wir die Wohnung (40 Franken pro Nacht) innert knapp zwei Stunden. Das Portal booking.com hat sich bisher sehr bewährt, das Angebot in Batumi war gross.
Casinos zählt die von Griechen bereits in der Antike gegründete Stadt mit 180 000 Einwohnerinnen und Einwohnern zwar nicht so viel wie Las Vegas, doch zweifellos sind die Spielhöllen einer der Gründe, weshalb Touristen aus den ums und östlich des Schwarzen Meeres gelegenen Ländern nach Batum fahren und fliegen. Selbstverständlich konnten auch wir – die Kinder blieben einen Abend lang zu Hause und schauten Kevin alleine in New York – uns einen Besuch nicht verkneiffen, allerdings spielten wir Black Jack wesentlich erfolgloser als etwa in Schaffhausen. Ein Minimumeinsatz von 10 Dollar kann jedenfalls schnell ins Geld gehen.
Eine halbe Stunde Glückspiel musste darum genügen. Wir wechselten ins Restaurant Fanfan, das wir Euch für einen Besuch nur empfehlen können. Überhaupt sind wir bereits grosse Fans der georgischen Küche, die Kräuter (zum Beispiel Koreander) und Gewürze zu allen Speisen hervorragend einzusetzen weiss. Ob Salate (zum Beispiel Gurken- und Tomatensalat mit Baumnusspaste, mmmmmhhhhhh), ob gefüllte Brote, ob Chinkali (georgische Riesenravioli) oder Fleisch: Es schmeckt alles ausgezeichnet, die Portionen sind genau richtig gross und der dazu servierte Wein ist erstklassig – gut schmecken tut auch das einheimische Bier.
Batumi ist also eine Reise wert. Besonders zu empfehlen ist es für Vergnügunsreisen ohne hohen Kulturanteil, denn das Preis-/Leistungsverhältnis diesbezüglich ist ausgezeichnet. Hotels und Zimmer gibt es genug und mietbarer Raum dürften auch nicht knapp werden, wenn die Stadt am Ostende des Schwarzen Meeres bei Touristen noch beliebter werden sollte. In Batumi schiessen neue Hochhäuser nämlich richtiggehend aus dem Boden.