Der Sufi-Orden an der Karstquelle in Blagaj
An der Karstquelle Vrelo Brune sind Sonntagsausflügler aus Mostar und Touristen aus aller Welt Gast im Haus eines Derwisch-Ordens.
Von Mostar aus zweigen wir in ein Seitental ab, zu einer der Sehenswürdigkeiten Bosniens: In Blagaj strömt eine der grössten Quellen Europas aus dem Berg. Zwischen 3000 und 123 000 Liter Wasser schüttet die Karstquelle pro Sekunde in den Fluss Buna. Aktuell sind es sicher weit über 100 000 Liter, auch in Bosnien regnete es zuletzt viel.
Asketische Sufis betreiben an der Quelle seit Jahrhunderten ein Haus, in dem sie auf ihre Weise den islamischen Glauben leben und Gäste empfangen. Ein Magnet für Ausflügler, Touristen und Gläubige von Sarajevo über Malaysia bis nach Amerika. Sie kommen, um das Naturwunder zu bestaunen, die kühle Luft zu geniessen und einen Schluck vom (heiligen) Quellwasser zu trinken.
Von dem Kuchen wollen sich viele ein Stück abschneiden. Kein Wunder bei der hohen Arbeitslosigkeit. Wie überall auf unserer Reise entlang der östlichen Adriaküste werden auch in Blagaj auf unzähligen Schildern Zimmer und Sobes angeboten. Der letzte Kilometer vor der Quelle ist ein grosser Markt, an dem fast alle dieselben Magnete, Halsketten und Kupferbecher feil bieten.
Die Quelle ergiesst sich aus einem grossen Berg direkt ins Flussbett. Um das Haus des Sufiordens besichtigen zu können, müssen wir uns – weil kurze Hosen – ein bodenlanges Tuch um die Taille wickeln, die Frauen zudem ihr Haar mit einem Schal bedecken. Das Haus ist schlicht eingerichtet, praktisch ohne Möbel, dafür mit vielen Teppichen. Im Winter ist es darin sicher sehr kalt, ein kleiner Heizkörper zeugt davon.
Im Garten vor dem Haus trinken wir einen bosnischen – nicht türkischen, darauf legt der freundliche Kellner wert – Kaffee. Unser Picknick verspeisen wir am Ufer gegenüber, das frei zugänglich ist. Zum Abschluss baden wir unsere Füsse im eiskalten Wasser, dann machen wir uns auf in Richtung Sarajevo.