Mit dem Brett ins Wasser
Keine Ausreden mehr! Jetzt wird gesurft.
Surfen wollten wir schon immer und in Bali gibts haufenweise Surfer-Strände. Mehrere davon sind auch für Anfänger sehr geeignet. Die balinesischen Schulen sind günstig und die Lehrer geduldig und freundlich. Wellen für Profis gibts natürlich auch ausgezeichnete, doch die haben wir nur vom sicheren Ufer aus gesehen. Für uns sind schon die Wellen am Strand von Balangang, im Westen der Halbinsel Bukit, hoch und wild und gefährlich.
Vier Mal waren wir da. Jedesmal mit einem Lehrer und für zwei Stunden. Gestartet sind wir im "White-Water", im weissen Wasserschaum, der entsteht, wenn eine Welle bricht. Wir crawlen unser Board raus in den sogenannten Channel, wo die Wellen kleiner sind und warten da, bis uns Surflehrer Ketut oder Blue zu sich ruft, eben dort hin, wo die kleinen "White-Water-Waves" am grössten sind.
Also los. Der Surflehrer weist die Richtung. Noch ein Stück weiter und dann beidrehen, zeigt er mit seinen Händen an. Dann warten wir und plaudern ein wenig mit Ketut, der mit sieben Jahren zu Surfen begonnen hat und jeden Tag hier draussen in der gleissenden Sonne arbeitet. Er schaut über uns hinweg, dahin wo die Wellen herkommen, wir schauen, dass wir auf dem Brett bleiben. Dann dreht Komang sein kleines weisses Brett ab und liegt nun hinter uns.
"Paddle" ruft Ketut, schiebt uns an und gibt uns einen kräftigen Schupser, wenn die Welle uns erreicht. Wir legen los wie die Verrückten – ohne einen einzigen gefühlten Meter vorwärts zu kommen – und stehen auf seinen Zuruf "Stand Up" hin auf. Sozusagen aus der Liegestütze in einen "Goofy"- oder "Regular"-Snowboard-Stand. Nicht zu schnell und nicht zu langsam. Nicht zu weit vorne und nicht zu weit hinten. Nicht zu sehr nach vorne und nicht zu sehr nach hinten geneigt. Nicht allzusehr in den Knien, aber durchgestreckt dürfen sie auch nicht sein.
Dann sind wir oben. "Juhuuu" möchte man rufen, doch das Hirn ist andersweitig beschäftigt. Irgendwie kommt der Prozessor mit dem Verarbeiten der Inputs nicht nach. Da ist das Gefühl auf dem Wasser zu fliegen, da sind die Eindrücke, die Augen, Ohren und Gliedmassen zurückmelden und da ist der Wille, das Brett zu kontrollieren und so lange als möglich stehen zu bleiben. Dann wird aus dem "Juhuu" ein "Uaaahhhh" und kopfüber wirft uns die Welle ins Wasser und reisst das Brett mit sich.
Nun kommt der schwierigere Teil: Zuerst das Brett an der Leine, die am Fuss hängt, zurückziehen. Aufsteigen und flach hinlegen. Dann über die nächstfolgende Welle rüber oder darunter durch schwimmen. Je nach Wellenhöhe mit einer Eskimorolle oder ohne. Dann paddeln, paddeln, Welle, paddeln, paddeln, paddeln, Welle usw. bis man zurück im Channel ist. Ahh, tun mir die Oberarme und der Nacken weh. Also einmal aufsitzen aufs Brett und entspannen. Nichts da: "Come on, Karin" ruft Blue – und es geht von Neuem los.
Nach eineinhalb Stunden auf dem Meer fühlen wir uns wie gerädert. Doch ein Welle nehmen wir noch. Dieses Mal keine Weisswasser-Welle, dieses Mal eine blaue. Eine kleine zwar nur, doch die Geschwindigkeit ist deutlich höher. Und das Gleiten länger – und dann liegt gar noch eine Kurve drin. "To the right", ruft Ketut. Doch zu spät. Der Anfänger hat sich für den Weg nach links entschieden. Das war falsch. Nun kommt die Welle auf mich zu. Und ist da...pschschsch...blublubblu...